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Risiken und Nebenwirkungen von Interim Management

von Tilo Ferrari am
Risiken und Nebenwirkungen von Interim Management

Eigenen Sie sich für eine freiberufliche Karriere als Interim Managerin oder Interim Manager? Das lässt sich leicht herausfinden. Zu den Risiken und Nebenwirkungen von Interim Management fragen Sie nicht Ihren Arzt und Apotheker, sondern lesen Sie einfach weiter.

Ich bin von den Vorteilen und Chancen des Interim Managements fest überzeugt. Ich weiß aber auch, dass eine freiberufliche Tätigkeit längst nicht für Jeden die richtige Wahl ist. Ich stelle Ihnen vier Umstände vor, denen ich immer wieder begegne. Wenn nur einer davon auf Sie zutrifft, sollten Sie den Gedanken an eine Zukunft als selbstständige Interim Manager gleich wieder fallen lassen - und sich den (noch) schöneren Dingen des Lebens zuwenden.

Umstand 1: Sie wollen Karriere machen!

Setzen Sie Ihre Jetons nicht auf eine Existenz als freie Interim- oder Projektmanager, wenn Sie Karriere in einer Hierarchie machen oder sich in neuen Themengebieten entwickeln wollen. Im Interim- oder Projektmanagement vermarkten Sie vor allem Ihre Berufserfahrung. Kunden, die Ihre Dienstleistung buchen, wollen vor allem sehen, dass Sie das, was Sie da machen, idealerweise schon mindestens dreimal in Ihrem Leben gemacht haben. Man bucht Sie, damit Sie Ihren Erfolg wiederholen. Es geht in Ihren Mandaten nicht darum, neue Chancen zu geben oder sich bei neuen Aufgaben jenseits Ihres Kompetenzbereichs zu bewähren.

Was verstehen Sie unter Karriere?

Möchten Sie eine Stufe höher in der Linie oder reizt Sie die Position als Geschäftsführer? Dann ist selbst erfolgreichstes Interim Management kein Türöffner. Aufgrund der Erfahrung im Austausch mit vielen Interim Managerinnen und -Managern prognostiziere ich Ihnen eine Seitwärtsbewegung. Sie werden Ihre Kenntnisse und Erfahrungen gewinnbringend in angestammten oder benachbarten Branchen einsetzen. Kein Auftrag wird sein wie der andere. Es wird sehr schöne Herausforderungen und eine sehr attraktive Vergütung geben. Aber es wird keine Karriere im Sinne einer hierarchischen Verbesserung geben. Darüber müssen Sie sich von Anfang an im Klaren sein.

Umstand 2: Sie müssen im ersten Jahr mehr als 100 Tage verkaufen

Sind Sie wirtschaftlich unabhängig? Können Sie es sich leisten, im ersten Jahr weniger als 100 Tage zu verkaufen und trotzdem entspannt nach Hause zu kommen? Wie stark drücken die Raten fürs Haus, die Kosten für die Familie und sonstige Zahlungen auf ihr Gemüt? Wer noch nie mit einer beruflichen Selbstständigkeit konfrontiert war, wird schnell nervös und unsicher. Wer zum Beispiel im Elternhaus früh an einen freiberuflichen Lebenswandel gewöhnt wurde, kann mit dem Auf und Ab der Freiberuflichkeit besser umgehen als andere.

Im Ernst: 100 Tage Auslastung am Beginn der Selbstständigkeit sind ein sehr guter Wert. Alles darüber ist Luxus. Wenn Sie mit dem Einkommen auf dieser Basis nicht entspannt bleiben können, sollten Sie nicht in die Selbstständigkeit starten. Mit einem Auftrag über 3 oder 6 Monate in der Tasche gründet sich die freiberufliche Existenz freilich deutlich leichter.

Meine Empfehlung: Richten Sie sich Schutzräume ein. Rechnen sie knallhart und ohne Illusionen durch, wie lange Sie freiberuflich ohne Einnahmen oder Überschuss in der Komfortzone bleiben können. Idealerweise planen Sie eine Reserve ein, die Ihnen die Suche nach einer Position als Festangestellter zu ermöglicht. Und ehe ich es vergesse: Machen Sie sich klar, welchen Preis Sie für Ihre Leistung erzielen wollen und können. Informationen dazu finden Sie hier: Was darf Interim Management kosten? Auf dem Weg zum richtigen Tagessatz

Umstand 3: Sie wollen die Zeit bis zur nächsten Fest Einstellung überbrücken?

An dieser Stelle möchte ich die wohl deutlichste und nachdrücklichste Warnung aussprechen: Bitte sehen Sie Interim Management nie - ich betone: NIE - als Lückenbüßer zwischen zwei Jobs in Festanstellung!

Ein halbherziger Einstieg ins Interim Management ist eine Garantie auf das Scheitern. Warum? Ganz einfach: Man wartet nicht auf Sie! Für jedes Qualifikationsprofil finden sich alternative Interim- und Projektmanager, die die eigene Karriere mit Herzblut und Leidenschaft angehen. Gegen diese Wettbewerber müssen Sie sich durchsetzen.

Meine Empfehlung: Prüfen Sie gewissenhaft, ob sie für eine unternehmerische Karriere im  Interim Management geeignet sind. Sprechen Sie mit Freunden und Kollegen. Fordern Sie eine offene und ehrliche Rückmeldung ein. Dann treffen Sie eine Entscheidung: für freies Interim Management oder einen anderen Weg. Und diesen Weg beschreiten Sie dann mit aller Konsequenz.

Umstand 4: Sie sind nur im näheren Umfeld ihres Wohnortes verfügbar?

Um es auf den Punkt zu bringen: Als Interim- oder Projektmanager wird von Ihnen erwartet, deutschlandweit oder auch international verfügbar zu sein. Wenn Sie dies von vorneherein ausschließen müssen, wird es schwierig mit dem Schritt in die Selbstständigkeit. Es ist sehr verständlich, wenn Sie die Kinder pünktlich von der Kita abholen müssen. Das wird sich aber nicht immer so einrichten lassen. Am meisten überrascht hat mich ein Kandidat: Er lehnte ein auswärtiges Mandat ab, weil er spätestens um 18 Uhr seine Hunde füttern muss. Ich habe ihn nie wieder wegen eines überregionalen Einsatzes angerufen.

Allerdings gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir haben Interim Manager(innen) im Pool, die seit Jahren Mandate an ihrem Wohnort haben. Für Ballungszentren wie München, Hamburg oder Frankfurt ist dies vor allem bei branchenübergreifenden Qualifikationen wie HR, Finance oder Marketing möglich. Wer aber als Werks- oder Produktionsleitung nach Interimsmandaten sucht, wird ohne Reisetätigkeit wohl keinen Blumentopf gewinnen können.

Wenn Sie bislang nicht regelmäßig 3 bis 5 Tage unterwegs waren, dann prüfen Sie kritisch, ob das für Sie und Ihre Familie zumutbar ist! Was verändert sich, wenn Sie regelmäßig länger unterwegs sind? Welche konkreten Auswirkungen hat das auf den Lebenspartner, die Kinder, die Eltern und die Freunde? Finden Sie es heraus. Es wäre doch sehr schade, wenn Ihnen der Einstieg ins Interim- oder Projektmanagement gelingt und Sie am Ende feststellen müssen, dass der familiäre Druck zu groß ist und Sie deshalb gezwungen sind, Ihr erfolgreiches Projekt wieder aufzugeben.

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ERFOLGREICH IM INTERIM MANAGEMENT

An wen richtet sich dieser Blog? An Unternehmen, Interim Manager:innen und alle, die Neuigkeiten und Hintergründe zum Thema Interim Management erfahren wollen.

Was bietet der Blog? Wertvolle Einblicke in den Themenkosmos rund um Interim Management: von hochwertigen Fach- und Expertenbeiträgen über interessante Studien und Umfragen bis hin zu bewährten Best Practices und hilfreichen Praxistipps.

Wer schreibt? Das Experten- und Content-Team der Swiss Interim GmbH rund um Marlise Stauffer und Tilo Ferrari. Wir behalten für Sie den Markt im Blick, greifen aktuelle Trends auf und wagen einen Blick über den Tellerrand – mit dem Ziel, Sie nicht nur zu informieren, sondern auch einen lebhaften Austausch zu beginnen.

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