Interim Management braucht eine wirkungsvolle politische Arbeit, um den Berufsstand offiziell zu etablieren. Unsere Berufsverbände brauchen mehr Unterstützung. Ein Plädoyer von Tilo Ferrari, Vorstand der Deutschen Interim AG.
Alle Interim Manager und Interim Managerinnen haben diese Tage Grund zur Freude: Wer seinen Blick nach Österreich lenkt, liest, dass das Land ab sofort von der Interimskanzlerin Brigitte Bierlein regiert wird. Interim macht also Politik! Das ist doch schon mal eine gute Nachricht!
Leider treibt einem der Anlass für die Interim-Kanzlerschaft Frau Bierleins die Tränen in die Augen. Umso mehr freut es mich, dass „Interim“ in diesem Fall als Synonym für den zeitlich befristeten Einsatz einer Demokratie- und Verfassungsexpertin steht.
Meiner festen Überzeugung nach kann man die enorme Leistung der gut 20.000 Interim Manager und Interim Managerinnen im deutschsprachigen Raum nicht hoch genug schätzen. Diese Expertinnen und Experten springen ein, wenn sich sonst niemand mehr traut. Sie wirken da, wo andere Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Zeit verspielt haben. Kurz: Interim Managerinnen und -Manager sind die Feuerwehr des Wirtschaftslebens. Das gilt nicht nur für politische Ämter und exponierte Führungspositionen, sondern auch für die Arbeit in den Fachbereichen des Wirtschaftslebens wie HR, Finanzen, Einkauf, Logistik, IT und viele andere.
Für den Berufsstand Interim Management kämpfen
Schade nur, dass diese vielen Botschafter ihren Berufsstand nicht schützen lassen: Offiziell gibt es den Berufsstand des „Interim Manager“ nämlich leider nicht. Spätestens das Beispiel der österreichischen Interims-Kanzlerin sollte den Berufsstand Interim gegenüber der Politik bereits hinreichend legitimieren. Dem ist aber leider nicht so. Hier liegt also noch ein Weg vor uns!
Engagierte Arbeit von DDIM und AIMP unterstützen
In der politischen Arbeit für die Anerkennung unseres Berufsstandes lassen sich meiner Meinung nach die Interimsverbände DDIM und AIMP besonders positiv hervorheben. Marei Strack, die Vorsitzende des DDIMs, übt zusammen mit ihrem Team steten Druck auf das politische Berlin aus und kämpft für die Anerkennung des Berufsstands der Interim Manager. Auch der AIMP, geführt von Andreas Suter, bemüht sich um eine Anerkennung des Berufsbildes. Der Verband engagiert sich u.a. mit einer juristisch fundierten Aufarbeitung der rechtlichen Problemfelder, die im Zusammenhang mit Interim Management entstehen. Die Scheinselbstständigkeit sei da stellvertretend als eines von vielen Themen genannt, die analysiert und bewertet werden müssen.
So groß meine Freude über die mediale Präsenz der „Interimerin“ Brigitte Bierlein in der Presse auch ist, so sehr bin ich aber auch überzeugt, dass die politische Basisarbeit zum Wohle des Interim Managements als Berufsstand noch schwer defizitär ist.
Abgeleitet von der Überschrift dieses Blogbeitrags „Interim macht Politik“ rufe ich deshalb allen Interimern zu: Interimer: Macht Politik! Unterstützen Sie die Arbeit von DDIM und AIMP. Tragen Sie dazu bei, das politische Berlin von der Rolle des Interim Managements nicht nur als zwingend notwendige Feuerwehr des Wirtschaftsleben zu überzeugen.
Interimeinsätze sind meistens ungeplant, erfolgen aber schnell, kompetent und leistungsstark. Interim Manager sind keine Sozialbetrüger, sondern freiberufliche Spezialkräfte - wie es Brigitte Bierlein auf der politischen Bühne ist. Sie hat die Aufgabe, das politisch durchgerüttelte Österreich bis zum Neustart nach den Wahlen souverän zu führen. Ich drücke ihr beide Daumen!