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Deutschland trifft es besonders hart

von Tilo Ferrari am
Flexible Workforce Summit Copenhagen

Der Flexible Workforce Summit ist ein internationales Treffen von europäischen und internationalen Plattform-Betreibern für die Vermittlung von Freiberuflern. Dazu gesellen sich internationale Unternehmen wie beispielsweise der Pharmakonzern Novo Nordisk und zahlreiche selbstständige Berufstätige. Mein erstes kurzes Feedback vorab: Auch im internationalen Markt für flexible Personallösungen wird mit Wasser gekocht – aber mit sehr viel mehr Wasser, als wir uns das in unserem deutschen Interim Markt vorstellen können.

Gigantisches Potenzial für flexible Personallösungen

Flexible Personallösungen haben weltweit ein gigantisches Potenzial, das mich in dieser Höhe überrascht hat. Der „Global Gig Economy Report“ schätzt den weltweiten Markt für Freiberufler auf 5 Billionen US-Dollar. Fast 60 Prozent dieses Umsatzes akquirieren Selbstständige demnach selbst. Für die Plattformen bleiben weltweit 8 Prozent: Das sind immer noch satte 400 Mrd. Dollar. Dagegen erscheint der deutsche Interimsmarkt dann doch recht überschaubar. Der Dachverband Deutsches Interim Management (DDIM) schätzt das Marktvolumen für Interim Management in Deutschland auf weniger als 3 Mrd. Euro.

Aber kann man unser Interim Management überhaupt mit dem „Gig-Markt” vergleichen? Was die Reichweite angeht, sicher nicht. Dennoch, die Kernfrage ist weltweit dieselbe: Wie können internationale Unternehmen wie Summit-Co-Gastgeber Novo Nordisk in Zukunft die Beschaffung externer Fachkräfte organisieren?

Video: Was sich Freelancer von Vermittlungsplattformen wünschen

Seit 2020 ist die Zahl der Freelancer um mehr als 50 Prozent gestiegen und gut die Hälfte der großen Unternehmen denkt über Talent-Plattformen nach. Etwa zwei Drittel der Freelancer ist demnach mit der Selbstständigkeit zufrieden. Sie möchten noch mehr Zahlen? Im Video fasse ich noch einmal zusammen, was der Flexible Workforce Summit zu Plattformwirtschaft und demografischem Wandel behandelt hat.

 

Der Druck durch Fachkräftemangel und demografischen Wandel wächst

Die Prognosen sind eindeutig: Fachkräftemangel und demografischer Wandel werden einen immer stärkeren Druck entwickeln. Und die Zahlen sind auch hier beeindruckend – und für Deutschland sogar besonders heftig. Das verdeutlichte Taso Du Val in seinem Vortrag. Du Val ist CEO der Plattform TopTal, die online Freelancer in mehr als 140 Ländern rekrutiert und remote für große Enterprise-Unternehmen arbeiten lässt. Du Val präsentierte in seinem Vortrag Europa - und da speziell Deutschland - als größte Verlierer des demografischen Wandels. Demnach dürfte es schon 2030 in Deutschland 23 Prozent weniger Arbeitskräfte geben als 2020. Für Länder wie Italien, Spanien und Frankreich prognostiziert er übrigens einen Rückgang von weniger als 5 Prozent.

Flexible Personallösungen gehören auf jede CEO-Agenda

Ob diese Zahlen so kommen oder nicht: Deutschland wird in jedem Fall einen sehr großen Bedarf an Fach- und Führungskräften haben. Höchste Zeit also, über Alternativen zum war of talents nachzudenken und darüber, wie wir Zukunft Personalbedarfe jenseits des klassischen Modells der Anstellung decken. Berry Matthews, CEO von Open Assembly, resümierte: „Jede Organisation in jeder Branche braucht eine Strategie für den Einsatz nicht festangestellter Fachkräfte.“ Und: „Das Thema gehört auf jede CEO-Agenda. Alles andere wäre grob fahrlässig.“ 

Die Branche der Interim Management Service Provider wandelt sich

Weltweit gibt es schon ca. 600 Online-Plattformen, die sich mehr oder minder bewusst der Herausforderung stellen. Eine Konsolidierungsphase erscheint mir unausweichlich. Erste Zeichen in diese Richtung sehen wir bereits: In Deutschland verschmilzt Comatch mit Malt und Atreus wurde von Heidrick & Struggles übernommen. Ich bin mir recht sicher, dass wir noch mehr davon sehen werden. Außerdem planen oder betreiben 50 Prozent der großen Enterprise Unternehmen bereits private Talent Clouds.

In Summe waren sich die Teilnehmende des Summits einig: Die Bedeutung freiberuflicher Mitarbeiter wird zunehmen. Bei den Auftraggebern gefragt sein werden demnach die Provider und Plattformen, die einen Mehrwert aus Sicht der Freiberufler und aus Sicht der Kunden bieten.

Eines ist sicher: Die Entwicklung im Interim Management bleibt spannend. Noch mehr Insights vom Flexible Workforce Summit zeige ich bei der kommenden Präsentation des di-Trendbarometers. Den Anmeldelink haben wir im ersten Kommentar eingefügt. Dann erfahren Sie auch, warum einige der Kongress-Sprecher rein transaktionsbasierten Plattformen, so wie wir sie heute in Deutschland finden, wenig Überlebenschancen geben.

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