Fraud Management: Betrugsfall in einer Privatkundenbank
Fraud Management | Sonderermittlung | Geldwäsche-Verdacht
Das Projekt in Stichworten:
- Unmittelbar komplexe und vertrauliche Sonderermittlung eingeleitet
- Banken und Strafverfolgungsbehörden über Verdacht der Geldwäsche informiert
- Kreis der Verdächtigen eingeengt und personelle Maßnahmen empfohlen
- Technisches Transaktions-Monitoring analysiert und Optimierungen eingeleitet
- Abschlussbericht mit Empfehlungen für Neustrukturierung erstellt
In einer größeren deutschen Privatkundenbank war es zu einem Betrugsfall gekommen. Bei einer sogenannten Lastschriftreiterei wurden Lastschriften in größerem Umfang durch einen Firmenkunden zur Gutschrift aus seinem Konto eingezogen und per Eilüberweisung auf verschiedene Bankkonten im In- und Ausland verfügt. Hierbei versagten diverse Kontrollmechanismen der Bank. Dadurch fiel der Betrug erst einige Tage später auf, als die ersten Rücklastschriften dem Konto belastet wurden.
Unmittelbar komplexe und vertrauliche Sonderermittlung eingeleitet
Der heutige Interim Manager wurde mit einer sofort eingeleiteten Sonderuntersuchung beauftragt. Die Aufgabe gestaltete sich von Anfang an komplex, da sehr viele Bereiche in den Vorfall involviert waren. Das reichte von der Abwicklung von Lastschrift-Limiten und der Zahlungsausführung über die Kreditgenehmigung von Lastschrift-Limiten und die Marktfolge bis zur automatisierten Kontrolle von Transaktionen.
Im Rahmen der Untersuchung wurde zunächst das Konto des Firmenkunden sofort gesperrt. Der Interim Manager rief die verantwortlichen Führungskräfte der Rechtsbereiche und der Abteilung Anti-Financial Crime zusammen, um eine erste Einschätzung der Lage zu erhalten.
Zu diesem Zeitpunkt war nicht klar, ob der Täter (der damalige Firmenkunde) Mittäter in der Bank hatte, die ihn beispielsweise über interne Abläufe oder Urlaubs- und Vertretungsregelungen informiert haben konnten. Die Sonderuntersuchung musste also - wie in den meisten Fraud-Untersuchungen üblich - streng vertraulich erfolgen.
Banken und Strafverfolgungsbehörden über Verdacht der Geldwäsche informiert
Mit Beginn der Sonderermittlung meldete der Interim Manager umgehend einen Geldwäscheverdachtsfall an die Financial Intelligence Unit. Gleichzeitig veranlasste er eine Strafanzeige bei der Kriminalpolizei. Sein Team übermittelte die Kontoumsätze und sonstige für die Ermittlung dienliche Unterlagen an die Strafverfolgungsbehörden. Zudem kontaktierte er mehrere Banken, die an Zahlungsabwicklungen beteiligt waren, und bat diese Banken um das „Einfrieren“ der Guthaben des verdächtigen Firmenkunden.
Nach Einleitung der Sofortmaßnahmen formulierte der Interim Manager seine Arbeitshypothese und traf Annahmen bezüglich der in den Betrug involvierten Bereiche. Er erstellte einen chronologischen Ablauf der Geldverfügungen und begann mit der Analyse der Prozesskette. Hierzu zählten insbesondere eine Sichtung der Prozessdokumentationen und Abläufe sowie die Feststellung von Urlaubs-/Vertretungsregelungen und der Verantwortlichkeiten der jeweiligen Bereichsleiter.
Kreis der Verdächtigen eingeengt und personelle Maßnahmen empfohlen
Die Ergebnisse erlaubten es, den Kreis der Verdächtigen im Unternehmen einzugrenzen. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragte der Interim Manager in investigativen Interviews. Dabei offenbarte sich, dass einige Führungskräfte und Mitarbeiter - teils in Absicht, teils aus „Schludrigkeit“ - ermöglicht hatten, dass es zu diesem Betrugsfall kommen konnte. Diverse Ermahnungen, Abmahnungen und die Neuaufteilung von Verantwortlichkeiten waren die Konsequenz.
Technisches Transaktions-Monitoring analysiert und Optimierungen eingeleitet
Das technische Transaktions-Monitoring der Bank hatte trotz des erheblichen Umfangs der Betrügerei nicht wie erwartet ausgelöst. Daher analysierte der Interim Manager das Fraud-Monitoring-System – und hier insbesondere die Komponenten des „red flaggings“, die eine Warnmeldung hätten erzeugen sollen. Zudem interviewte er den Leiter des Anti-Financial-Crime Bereiches. Dabei offenbarten sich deutliche Mängel in der Programmierung und der individuellen Überwachung.
Abschlussbericht mit Empfehlungen für Neustrukturierung erstellt
In seinem Abschlussbericht an den Vorstand fasste der Interim Manager zahlreiche Empfehlungen für die Betrugsvorbeugung und dass Fraud-Management zusammen. Dazu zählten Anpassungen der Prozesse, des internen Kontrollsystems, des Transaktions-Monitorings und auch Vorschläge für personelle Maßnahmen. Diese mündeten letztlich in die Empfehlung, die betroffenen Bereiche neu zu strukturieren.