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„Interim Managerinnen müssen selbstbewusst auftreten und sich mehr trauen“

von Joyce Darkoh am
Alexandra Korolija engagiert sich für Frauen im Interim Management.

In der zweiten Ausgabe unserer Serie Frauen im Interim Management möchten wir Ihnen Alexandra Korolija vorstellen. Denn sie bringt frischen Wind in die Interim-Szene: Seit Oktober 2022 im Interim Management tätig, hat sie in den Bereichen Marketing mit Schwerpunkt Gesundheit und Technologie bereits drei Mandate erfolgreich abgeschlossen. Im Interview spricht sie mit Marie-Luise Mann, unsere Leiterin Manager Relations, über ihre ersten Erfahrungen als Branchen-Neuling.
 

Frau Korolija, Sie sind seit rund einem Jahr als Interim Managerin tätig. Was ist Ihnen in Ihren Anfangszeiten besonders aufgefallen?

Alexandra Korolija: Ich hatte keinen fließenden Übergang in die Selbstständigkeit. Ich kam direkt aus einer Festanstellung, ohne ein konkretes Projekt in Aussicht zu haben. Und was mir sofort ins Auge sprang, ist, dass ich meistens nur von Männern umgeben war, wenn es um Interim Management ging. Bei meinem ersten Verbandstreffen hier in München, meinem Heimatort, hatte ich wirklich das Gefühl, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen. Von den etwa 25 Teilnehmern waren nur wir vier Frauen – wobei zwei für Provider tätig sind.
 

Was schließen Sie daraus?

AK: Dieses Treffen zeigte, dass wir Frauen definitiv in der Minderheit sind. Man hört, dass der Frauenanteil bei zehn bis 20 Prozent Frauen liegt. Und das fühlt sich definitiv genauso an. Ich bin nun schon 20 Jahre in meinem Bereich tätig und habe den Eindruck, dass es auf Kundenseite oder auf der Ebene der Führungskräfte schon etwas diverser ist. Aber die Tatsache bleibt: Wir Frauen sind im Interim Management noch immer deutlich unterrepräsentiert.
 

Haben Sie Situationen erlebt, in denen es für Sie als Frau schwieriger war?

AK: Ehrlich gesagt, habe ich nie eine direkte Benachteiligung gegenüber meinen männlichen Kollegen gespürt. Aber wir Frauen haben es vielleicht an der einen oder anderen Stelle schwerer, uns sichtbar zu machen und uns selbst zu verkaufen. Selbstbewusstes Auftreten wird bei Männern oft eher akzeptiert als bei Frauen. Und ich denke, die eigene Präsentation ist generell ein Thema für uns Frauen – nicht nur im Interim Management. Selbstvermarktung ist ein wichtiger Bestandteil der Selbstständigkeit als Freelancer. Vielleicht haben wir das nicht so in der DNA wie einige unserer männlichen Kollegen. Wir müssen also an unserer Sichtbarkeit und Präsentation arbeiten.
 

Wie können Frauen im Interim Management mehr Sichtbarkeit, Vertrauen und Akzeptanz erzielen?

AK: Zunächst einmal sollten wir mehr Zeit in die Vermarktung unserer Fähigkeiten und ins Networking investieren. Es gibt zahlreiche Events wie Verbandstreffen, Provider-Veranstaltungen und Messen, auf denen man präsent sein sollte. Dann ist da noch die Online-Präsenz, zum Beispiel auf LinkedIn. Ich finde, dort sind es vorwiegend Männer, die die Plattform effektiv nutzen. Und hier sollten wir Frauen ebenfalls aktiver werden, also nicht nur LinkedIn, sondern auch andere Tools nutzen und in die eigene Vermarktungsstrategie einbinden. Letztlich spielt das Selbstbewusstsein eine große Rolle. Wir müssen uns unserer eigenen Stärken und Erfolge bewusster sein und diese ganz offen kommunizieren. Meiner Ansicht nach halten wir uns oft noch zu sehr zurück.
 

Könnten spezielle Netzwerke oder Stammtische für Frauen im Interim Management hilfreich sein?

AK: Ja, dies ist definitiv eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen sollten. Frauennetzwerke gibt es ja bereits in der Unternehmenswelt. Doch sie können ihre Tücken haben, etwa wenn sie zur Abschottung gegenüber Männern führen. Ich denke jedoch, dass in unserer aktuellen Situation solch ein fokussiertes Netzwerk tatsächlich hilfreich sein könnte. Ich selbst habe zum Beispiel ein informelles Netzwerk mit Kolleginnen aufgebaut, vor allem im Bereich Marketing und Kommunikation, wo es vergleichsweise mehr Frauen gibt. Da wir im Interim Management oft als Einzelkämpfer unterwegs sind, finde ich den Austausch mit Gleichgesinnten sehr wichtig.
 

Was empfehlen Sie Frauen, die im Interim Management Fuß fassen wollen?

AK: Denjenigen, die neu in diesem Bereich sind, würde ich ganz klar den Rat geben, von Anfang an das Netzwerken als essenziellen Bestandteil ihrer Tätigkeit zu sehen. Darüber hinaus sollten sie ein spür- und sichtbares Selbstbewusstsein an den Tag legen. Wir sollten uns nicht davor scheuen, klar und selbstbewusst aufzutreten. Wir müssen nicht wie Männer agieren, das möchte ich betonen, aber wir sollten uns ruhig mehr trauen. Und pragmatische Netzwerke sind enorm wichtig. Wir müssen nicht beste Freundinnen sein, um professionell zusammenarbeiten zu können. Ich finde, in Sachen Eigenpräsentation sind viele von uns Frauen oft zu zurückhaltend.
 

Was glauben Sie, welche besonderen Qualitäten Frauen im Interim Management haben?

AK: Ich glaube – ohne in Stereotypen verfallen zu wollen –, dass wir Frauen in der emotionalen Intelligenz einen Vorteil haben. Wir sind oft empathischer im Umgang mit unseren eigenen Gefühlen und können ebenso die Emotionen anderer Menschen, seien es Kunden oder Teammitglieder, besser einbinden. Wir neigen dazu, kooperativer und integrativer zu sein. In der Welt des Interim Managements ist es nicht nur die fachliche Expertise, die zählt. Es braucht Fingerspitzengefühl, um zu erkennen, was in einem Projekt wirklich nötig ist. Denn manchmal entspricht die reale Situation nicht dem ursprünglichen Briefing. Und hier, denke ich, können wir Frauen schneller zwischen den Zeilen lesen, sind transparenter und offener. Was mir bei Interim Managern auffällt – und ich sage das jetzt bewusst allgemein – ist, dass viele von ihnen sehr selbstbewusst und laut auftreten. Aber um ein Projekt wirklich zum Erfolg zu führen, braucht es beides, also auch emotionale Intelligenz und die Fähigkeit, Teams zu führen. Besonders bei Projekten, die einen Veränderungsprozess beinhalten, kann man nicht einfach losstürmen. Man muss die Menschen abholen und auf die Reise mitnehmen.
 

Emotionale Intelligenz ist also unerlässlich für Erfolg im Interim Management?

AK: Definitiv. Die Welt ist gerade im Wandel und wird immer komplexer. Ohne emotionale Intelligenz ist Erfolg oft schwierig zu erzielen – besonders, wenn man den Fachkräftemangel bedenkt, der in vielen Branchen herrscht. Es genügt nicht mehr, nur fachlich kompetent zu sein. Man muss einen Zugang zu den Leuten finden und sie weiterentwickeln. Nicht nur auf der fachlichen, sondern auch auf der menschlichen Ebene. Ich sehe dies als weitere Aufgabe von Interim Managern und Managerinnen in ihren Mandaten.
 

Welche weiteren positiven Veränderungen, zu denen Sie beitragen haben, sind Ihnen besonders präsent? Und was war erfolgsentscheidend?

AK: Im letzten Mandat habe ich beispielsweise das Feedback bekommen, dass ich vorhandene Silos aufgebrochen habe, gerade im Vertrieb. Durch Offenheit, Transparenz und Kommunikation. Das hat vielleicht nicht direkt mit dem Vergleich von Interim Managern und Managerinnen zu tun, aber ich denke, dass man dank weiblicher Stärke schneller ins Gespräch kommt und die Wichtigkeit von guter Zusammenarbeit erkennt. Und ein gutes Miteinander ist wichtig, um die Ziele des Unternehmens zu erreichen.
 

Welche Schritte empfehlen Sie, um solche kleinen Erfolge weiter im Mandat zu verankern?

AK: Ich würde sagen, Transparenz ist ein Schlüssel, gerade im Hinblick auf den Auftrag selbst. Es ist keine Seltenheit, dass sich Aufträge im Laufe eines Projekts verändern. Daher ist es extrem wichtig, diese Veränderungen zu kommunizieren und Klarheit über die eigene Rolle sowie die nächsten Schritte zu schaffen. Kommt eine Interim Managerin ins Unternehmen, erzeugt dies zu Beginn oft Unsicherheit. Doch sie lässt sich mit Transparenz und Ehrlichkeit sukzessive abbauen. Wichtig ist, die Probleme anzusprechen, die vielleicht schmerzlich sind. Aber genau dafür ist man als Interim Managerin da.
 

Was nehmen Sie sich zukünftig als Interim Managerin vor?

AK: Mir liegt es wirklich am Herzen, Frauen in diesem Bereich zu fördern. Ich habe zwei andere Interim Managerinnen in Mandate vermittelt. Es gibt einfach immer noch zu wenige von uns. Daneben arbeite ich natürlich daran, meine eigenen Erfolge besser zu kommunizieren, um meine Sichtbarkeit zu erhöhen und meine Vermittlungschancen zu verbessern. Die Relevanz von Interim Management für Unternehmen wird aus meiner Sicht noch deutlich steigen – nicht nur für uns Frauen, sondern allgemein. Es gibt viel zu tun und ich denke, dass auch Provider wie die Deutsche Interim AG eine wichtige Rolle spielen können – sei es durch Unterstützung bei der Vermarktung von uns Managern, bei der gezielten Vernetzung und durch Mentoring-Programme wie Campus45-Plus.
 

Ihnen gebührt das letzte Wort.

AK: Ich denke, es ist erwähnenswert, dass in der Interim-Management-Branche vor allem Personen im Alter von 50 plus vertreten sind. Ich persönlich fände es bereichernd, wenn wir mehr Role Models im mittleren Alter hätten, mit denen sich nicht nur Frauen besser identifizieren können. Die Frauen, die ich über Provider oder Verbände sehe, repräsentieren noch zu wenig Vielfalt, die ich mir eigentlich wünsche. Wer sich überlegt, ins Interim Management einzusteigen, kann mich gerne für einen persönlichen Erfahrungsaustausch kontaktieren.


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